Das Benedictus ist einerseits der „Lobgesang des Zacharias“, ein bekannter Gesang aus dem Evangelium nach Lukas,
andererseits der Schlussteil des Sanctusgebetes in der Heiligen Messe.
Das Benedictus war um 1930 Bestandteil der Laudes (Morgengebet), des priesterlichen Reisegebetes und
des kirchlichen Einsegnungsgebetes am Grab.
Lobgesang des Zacharias
Zacharias war ein alter Priester. Ihm wurden von einem Engel zwei große Nachrichten verkündet:
seine alte Frau wird einen Sohn gebären – Johannes den Täufer und dieser Sohn wird ein Vorbote sein für den Retter des ganzen Volkes Israel.
Zacharias glaubte Gott zuerst nicht. Gott machte ihn daraufhin stumm, neun ganze Monate lang bis zur Geburt seines Sohnes.
Es sollte seiner Besinnung dienen. Was Zacharias in der Zeit des Nachdenkens erkannt hat, besingt er nach der Geburt von Johannes im Benedictus.
Er glaubt jetzt der Verheißung Gottes, dass der Messias kommen wird und weiters glaubt er, dass sein Sohn Johannes Vorbote für eine bessere Welt ist.
Zacharias bleibt sich treu in seinem Jubel, er bleibt ein Mann seines Volkes, ein Gelehrter. Er weiß um die Not seines Volkes,
welches unter der römischen Besatzung leidet. Er erzählt von Feinden, von Hass und vom Ausgeliefert-Sein. Dabei zitiert er viele alte jüdische Texte,
er nimmt die ganze Erfahrung seines Volkes mit in diese Beschreibung der Situation. Gott hat sein Volk immer wieder besucht und ihm neue Hoffnung
gegeben z. Bsp. Noah mit dem Regenbogen, Mose in der Wolkensäule. Jetzt steht Zacharias vor der Schwelle zum neuen Bund.
Ein alter Mann, der den Blick in die Morgensonne wagt, ein Blick zum Neuanfang hin. In diese unheile Welt hinein wird sein Sohn, Johannes der Täufer,
geboren und mit seinem Sohn kommt das Heil – Jesus, der Retter Israels, der angekündigte Messias.
Es singt ein Priester, für den sich erfüllt, was er glaubt und woran er im letzten Moment noch gezweifelt hat.
Es spricht ein Mann aus einem unterdrückten Volk über die Not und Hoffnungslosigkeit und es jubelt ein stolzer Vater:
Das Heil für das ganze Volk ist da! Gott ist treu in seinem Erbarmen!
Benedictus in der Liturgie
Das Benedictus ist Teil der Laudes im kirchlichen Stundengebet. Es hat dort eine Antiphon entsprechend der Liturgie des Tages und wir mit dem Gloria Patri beschlossen.
Während des ersten Satzes wird das Kreuzzeichen gemacht, beim Gloria Patri eine Verneigung.
Beim in Gemeinschaft vollzogenen Stundengebet wird es stehend gebetet oder gesungen.
Ebenfalls als Benedictus bezeichnet, wird der Schlussteil des Sanctusgebetes.
Er lautet auf Deutsch „Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe“.
Es ist ein messianischer Jubel- und Huldigungszuruf des Volkes an Jesus, als er in Jerusalem einzog.
Aufbau
Der Lobgesang besteht aus sieben Doppelversen. Der erste Teil setzt den Inhalt des Magnifikats fort und preist den Messias.
Der zweite Teil wendet sich an Johannes den Täufer und preist ihn als Propheten, Vorläufer und Wegbereiter des Messias.
Dessen Aufgabe ist die Vermittlung der Erkenntnis des Heiles und der Sündenvergebung.
Text des Benedictus
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;
Er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.
Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat.
Er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit,
ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehn und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten,
die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.